Die Suche nach effektiven Krebsbehandlungen hat im Laufe der Jahre viele bemerkenswerte Entdeckungen hervorgebracht. Eine dieser umstrittenen Entdeckungen ist Vitamin B17, auch bekannt als Amygdalin oder Laetrile. Während einige es als potenzielles Wundermittel preisen, warnen andere vor seinen Risiken. In diesem Artikel beleuchten wir die Chancen und Risiken von B17 in der Krebsbehandlung und geben einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Forschung.
Bild: Apfelkerne, eine natürliche Quelle von Amygdalin (Vitamin B17)
Die Wurzeln von B17
Vitamin B17, besser bekannt als Amygdalin, ist eine Verbindung, die in vielen Pflanzen vorkommt, darunter Aprikosenkerne, Bittermandeln, Apfelkerne und einige Beeren. Die synthetische Form, bekannt als Laetrile, wurde in den 1950er Jahren bekannt, als sie als potenzielle Krebsbehandlung vorgeschlagen wurde.
Die Verfechter von B17 behaupten, dass die Verbindung spezifische Anti-Krebs-Eigenschaften besitzt und Krebszellen angreifen kann, während sie gesunde Zellen unberührt lässt. Gegner warnen jedoch vor der Toxizität von Amygdalin, da es Cyanid freisetzen kann, eine potenziell tödliche Verbindung.
Der wissenschaftliche Hintergrund
Die Idee hinter der Verwendung von B17 in der Krebsbehandlung ist nicht neu. In den 1950er Jahren propagierten einige Ärzte, insbesondere Ernst T. Krebs und sein Sohn, die Verwendung von Laetrile als Krebsmedikament. Sie argumentierten, dass B17 sich im Körper in zwei Stoffen aufspaltet – Benzaldehyd und Cyanid –, die zusammen krebshemmend wirken können.
Doch die Wissenschaftsgemeinschaft ist in Bezug auf die Wirksamkeit von B17 geteilter Meinung. Zahlreiche Studien, vor allem in den 1970er Jahren, versuchten, den Nutzen von Laetrile zu untersuchen. Viele dieser Studien kamen jedoch zu dem Schluss, dass die Beweise für eine antikanzerogene Wirkung entweder unzureichend oder nicht existent sind.
Bild: Chemische Struktur von Amygdalin (B17)
Chancen von B17
1. Potenzielle Antikrebseigenschaften
Einige Forscher und Heilpraktiker glauben, dass B17 eine wichtige Rolle bei der Prävention und Bekämpfung von Krebs spielen kann. Sie stützen sich auf anekdotische Beweise und kleinere Studien, die eine Reduzierung von Tumorgrößen oder eine Verbesserung des Wohlbefindens bei Krebspatienten nahelegen.
2. Unterstützende Therapie
Einige Befürworter argumentieren, dass B17 als ergänzende Therapie eingesetzt werden könnte, um die Lebensqualität von Patienten zu verbessern. Aufgrund seiner natürlichen Herkunft sehen manche Patienten es als sanftere Alternative zu herkömmlichen Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung.
Risiken von B17
1. Toxizität und Nebenwirkungen
Der bedeutendste Risikofaktor bei der Einnahme von B17 ist die potenzielle Freisetzung von Cyanid. Cyanidvergiftung kann schwerwiegende Symptome verursachen, darunter Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und sogar den Tod. Fälle von Cyanidvergiftungen, die mit B17 in Verbindung stehen, sind dokumentiert.
2. Fehlen wissenschaftlicher Beweise
Trotz zahlreicher Behauptungen gibt es bisher keine allgemein anerkannten wissenschaftlichen Beweise, die die Wirksamkeit von B17 als Krebsbehandlung untermauern. Viele große Gesundheitsorganisationen, darunter die American Cancer Society und die FDA, lehnen B17 als Behandlung ab und betonen das Fehlen belastbarer wissenschaftlicher Daten.
Der aktuelle Stand der Forschung
Die Forschung zu B17 ist in den letzten Jahren begrenzt worden, da viele medizinische Institutionen ihre Ressourcen auf vielversprechendere Ansätze konzentrierten. Es gibt einige aufkommende Studien, die versuchen, die Mechanismen und das Potenzial von B17 näher zu untersuchen. Die Beweise sind weiterhin sporadisch, und oft fehlen groß angelegte, kontrollierte Studien, die die klinische Wirksamkeit überprüfen könnten.
Bild: Eine Anzeige für Laetrile aus den 1970er Jahren
Regulatorische Sicht und ethische Überlegungen
In den USA und vielen anderen Ländern ist Laetrile als Medikament nicht zugelassen. Die FDA verbietet den Verkauf von Laetrile als Krebsbehandlung. In einigen Ländern, darunter in Mexiko und einigen Staaten von Südamerika, ist die Verbindung jedoch zugänglich, was unter Umständen zu einem "Gesundheitstourismus" geführt hat.
Der Einsatz von B17 wirft auch ethische Fragen auf. Insbesondere betrifft die Balance zwischen Patientenautonomie – das Recht, ihre bevorzugten Behandlungsmethoden zu wählen – und die Verantwortung von Gesundheitsdiensten, ihre Patienten nach den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen zu behandeln.
Fazit: Ein umstrittenes Kapitel
Vitamin B17 bleibt ein umstrittenes Kapitel in der Geschichte der Krebsbehandlung. Während es von einigen als potenzielles Mittel angepriesen wird, bleibt die Wissenschaft skeptisch. Patienten, die B17 als Behandlung in Betracht ziehen, sollten dies immer in Absprache mit ihren Ärzten tun und dabei die potenziellen Risiken und den Mangel an belastbaren Beweisen berücksichtigen.
Die Möglichkeit, dass B17 in Zukunft einen Platz in der Krebsbehandlung findet, kann nicht völlig ausgeschlossen werden. Es bedarf jedoch weiterer intensivierter, strenger und gut konzipierter klinischer Studien, um genaue Rückschlüsse auf seine Wirksamkeit zu ziehen.
Wie immer sollten Patienten sorgfältig über die verfügbaren Behandlungen und ihren wissenschaftlichen Hintergrund informiert werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Der Weg zu einer validen und effektiven Krebsbehandlung sollte immer mit wissenschaftlicher Exaktheit und dem Wohl des Patienten im Zentrum vorangetrieben werden.